für moucle, dem ich viele
wertvolle anregungen dazu
verdanke
marc adrian
wien im jänner 1966
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wenn der mamadou beginnt
vor dem papadou den notenständer zu bewegen
ist
ES
noch unhörbar.
die mutterbänder beginnen
erwartungsvoll zu LÄRMEN
und laufen
zirpend ab,
DIE MUSIKER drehen sich
und singen laut
jedoch mit der annäherung an die pole rücken die
gletscher sowohl nach der höhenlage des beckens als auch nach
der gletscherzunge in die tiefe, bis letztere endlich ins
meeresniveau zu liegen kommt.
die drei großen körperhöhlen sind:
1) die hirnhöhle
2) die brusthöhle und
3) die bauchhöhle
die instrumentation verlangt neben der charakteristischen
verwendung jedes einzelnen instrumentes ebenso charaktervolle als
wohlklingende kombination aller in dem stücke vorkommenden
instrumente.
die genetrix
wird in rom durch elftägige spiele
gefeiert.
jetzt
TRITT das publikum
die die UNGEHEURE
landschaft
EIN
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selbständige instrumentalmusik findet sich schon im sechsten
vorchristlichen jahrhundert bei den griechen im solospiel auf
flöte und kithara.
das papadou verdreht
die wirbel und wartet
UNGEHEUER
gespannt
weil sich der mamadou auf dem griffbett hin- und herbewegt.
die generatoren
tauen auf
und TRETEN
in die landschaft
EIN wo
ES
singen
wird. die farbe ist an der oberfläche silbergrau, an ganz
reinen stellen bläulich- oder grünlichweiß mit
ausnahme von aus dichtem eise bestehenden blauen bändern und
der sogenannten schmutzbänder.
die betäubung kann entweder mittels einer keule, eines
beiles, einer hackbouterolle, einer schlachtmaske, eines
federbolzenapparates oder einer schußmaske geschehen. das
publikum
hört
sogleich auf
zu summen
und kann
jetzt
den vorgängen spielend
folgen
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man unterscheidet verschiedene schlachtmethoden:
1) einfaches verblutenlassen durch bruststich oder halsschnitt
2) verblutenlassen nach vorhergegangener betäubung
3) verblutenlassen nach vorhergegangener zertrümmerung des
verlängerten markes (genickstich oder genickschlag)
als klingende festkörper können die verschiedenartigsten
stoffe in sehr verschiedenartiger form dienen, zb. metall- und
darmsaiten, holz- und metallplatten und -röhren oder -zungen,
gegerbte häute, glas- und metallglocken, die wiederum durch
reibung oder durch reißen oder durch schlagen zum erklingen
gebracht werden.
der lautenkörper trillert
jetzt
UNGEHEUER
schmelzend
und der mamadou hört
ES
und geht in die kniegeige. gleichzeitig
beginnt
das papadou mit den europäischen blasinstrumenten zu
spielen.
die generatoren
blicken bewegt
durch harnrohre auf das wartende
publikum
die landschaft
dreht sich
deshalb singend
um blumen im kreuz-, brust- und genickstich.
man kann diese erschütterung mit recht das eisbeben nennen,
ein ausdruck der bei ähnlichen fällen der schwyzer
gletscher gebraucht wird
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ausgezeichnete leistungen in der instrumentation beruhen auf
angeborenem klangsinn. der mamadou spielt
die drehleier und hört
sich singen,
das papadou spannt
die guzla. ihre länge und mächtigkeit hängt
einerseits von dem nachschube, andererseits von dem betrage des
abschmelzens ab.
das publikum
tropft
jetzt
stärker
und wartet
auf den bruststich. DIE MUSIKER bewegen
rasselnd
die trommeleierstöcke und schlagen das becken.
durch die verdrehung
der generatrix
entsteht eine fläche in der landschaft
die
UNGEHEUREN LÄRM
verursacht, zb. zylinder oder kegel. gleichzeitig ist die
ausblutung nach dieser schlachtmethode völlig ausreichend
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jetzt
beginnen
die generatoren
durchzudrehen.
der mutterhals sickert
und rauscht
in die stimmritze und das muschelhorn bewegt
sich. entweder ist ein in schwingung gesetzter, fester,
elastischer körper oder ein gebrochener luftstrom das
erregende element. das papadou
spielt
singend
die brustleier. bei allen dieses methoden wird eine möglichst
vollkommene blutentleerung erstrebt. die gletscher rücken mit
ihrem ende, der gletscherzunge, meist weit unter die schneelinie
herab, oft bis in gebiete mit üppiger vegetation.
infolgedessen hört
das publikum
daß
ES
in die UNGEHEUER
erwartungsvolle
landschaft
EINTRITT
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bluthältiges fleisch geht rasch in fäulnis über.
der mamadou spielt daher die maultrommel und den dudelsack und das
papadou rinnt
und dreht
die ohrtrompete an.
jetzt
VERURSACHT
ES
UNGEHEUREN LÄRM
in den generatoren.
die randspalten haben ihren grund in der gegen die mitte zu
rascheren bewegung, die querspalten, die größten von
allen, entstehen beim übergang zu einer steileren
böschung des untergrundes, die längsspalten treten auf
wo ein gletscher aus einer talenge heraustritt. DIE MUSIKER
hören
voll erwartung
in die landschaft
und klingeln
mit den kleinen
lippen,
das publikum
beginnt
bewegt
zu singen. unter den musikalischen nationen haben sich die
franzosen durch einen starken sinn für instrumentation von
jeher hervorgetan
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die ausblutung geschieht bei dem schächten am vollkommensten.
an seinen unteren ende entströmt dem gletscher der
gletscherbach, bisweilen aus einer torartigen öffnung, dem
gletschertor oder der eishöhle, von deren innerem aus man oft
die schöne blaue farbe der dichteren gletschereismassen
beobachten kann, die sich übrigens auch in tiefen spalten
zeigt. das papadou genicksticht am geigenhals und der mamadou
spielt am kornett und bewegt
sich UNGEHEUER
heftig. das becken spannt
sich rieselnd
in der landschaft.
das publikum
erwartet
deshalb daß
ES
jetzt
sogleich EINTRETEN
wird. die generatoren
singen
halsschneidend und die zungenstimmen kreischen
unhörbar
in den gehörmuschelpauken. gleichzeitig
oder ein wenig früher ist die endliche vollendung der orgel
zu setzen. die tätigkeit der mechanischen musikinstrumente
erfolgt durch drehen an einer kurbel, durch uhrwerk oder sonstige
motorische einrichtungen
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die beste schlachtmethode ist jedoch das verblutenlassen nach der
betäubung, denn hierbei folgt dem ersten gewaltsamen eingriff
unmittelbar eine lähmung der empfindenden teile. letztere
sind stets uneben und rauh, von runzelförmigen
erhöhungen bedeckt und überall da, wo ungleichheiten des
bodens und der bewegung den zusammenhang des eisstromes
zerreißen, von oft tiefen und langen spalten durchzogen, die
senkrecht auf die richtung des größten zuges entstehen.
die generatoren sind
jetzt
in voller bewegung
und das wartende
publikum
singt
röhrend
mit.
darum spielt
das papadou. nicht mehr die brustleier sondern dreht
das stoßhorn hoch. der mamadou spannt
sich über das hackbrett und zerfließt
in die landschaft;
zu den europäischen nationalinstrumenten gehören
noch das alphorn, die bauernzither und UNGEHEUER
viele andere mehr
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die eigentliche musiklehre, als ästhetische disziplin, hat
dreierlei zu behandeln:
1) den rhythmus
2) die melodie und
3) die harmonie
von diesem verfahren nur wenig verschieden ist jene
schlachtmethode, bei welcher der blutentziehung der genickstich
oder der genickschlag vorausgeht. die generatoren
überdrehen
sich dröhnend
und DIE MUSIKER genickschlagen die becken. der muttermund
beginnt
schrill
zu singen,
das papadou spielt
das hift- und das naturhorn gleichzeitig und der weit
geöffnete orgelbalg wartet
und spritzt
hörbar
in die landschaft.
das publikum
ist in UNGEHEURE
bewegung
geraten
denn
ES
TRITT
jetzt
EIN. wie bei flüssen ist die bewegung in der mitte
größer als an den reibenden rändern, die nach
vorne konvexen schmutzbänder zeichnen sie schön ab
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durch schlagen und reiben entsteht in den umgedrehten
becken UNGEHEURER LÄRM:
durch diesen wird das verlängerte mark zerstört und
dadurch die atmung sofort aufgehoben, und
während
ES
jetzt
DA
ist, spannen
sich die trommelbauchfelle unter dem dröhnenden
spiel
der zungenpfeifen, die muttertrompeten singen
ohrenbetäubend und das papadou stößt
unerhört
ins jagdhorn. die gletschermilch ist meist trübe: die
generatrix
strömt
starr
in die wartende
landschaft
und das publikum
zeigt brüllend
die gletscherzungen. sämtliche europäischen national-
und blasinstrumente werden betätigt
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nach der tötung erfolgt das ausschlachten. in schneereichen
jahreszeiten wachsen die gletscher nach dicke und länge, in
warmen, trockenen jahreszeiten schwinden sie und ihre unteren
enden weichen oft weit zurück.
demzufolge bewegen
sich die lippenpfeifen nicht mehr, die paukenhöhlen leeren
sich und die landschaft
schweigt.
der UNGEHEURE
klingelbeutel wird
jetzt
zugedreht
und in der EINGETRETENEN STILLE hört
man das publikum
plätschernd
die balalaika und das reháb spielen.
in der ferne
tutet
das matterhorn. die genesis
hat begonnen.
das erste anatomische theater soll 1306 von mondino dei luzzi in
bologna errichtet worden sein. musikinstrumente sind alle
körper die zur klangerzeugung verwendet werden können