wirklichkeit kommt vom wirken, das heißt vom machen.
schon diese herkunft deutet die machbarkeit des wirklichen an.
KONVENTIONEN
wo man hinschaut!
was man
sieht, hört, fühlt,
schmeckt man.
wie lernt man?
man sieht etwas bekanntes und
riecht dazu etwas unbekanntes.
p.e. faules fleisch (bekannt?)
in spiritus (innovation!). (*)
später lernt man dann schnaps trinken
und die grundregeln der bodenpflege
und kennt dann also den spiritus
in- und auswendig.
man hat ihn
GELERNT.
(kombinatorik macht klüger –
oder, jedenfalls, erfahrener.)
all das gelernte zusammen heißt
WIRKLICHKEIT.
natürlich gibt es dabei wichtiges und unwichtiges.
was wichtig ist weiß
DER STAAT
und seine beauftragten. denn sonst gäbe es ja
keine möglichkeit zur
KOMMUNIKATION
und das friedliche zusammenleben der menschen
wäre sehr schwierig.
was wichtig ist, lernt man in der schule
(wo es einem hübsch eingebläut wird, damit
man auch ja die
RICHTIGE WIRKLICHKEIT
innekriegt.)
aber natürlich sind da die lehrer
oft in peinlicher verlegenheit.
(wo sollen sie so viel wirklichkeit
herkriegen, wie sie zum lehren
brauchen?)
daher hat der staat uns,
DIE KÜNSTLER.
wir sind spezialisten für kombinatorik und machen
soviel wirklichkeit, wie gebraucht wird.
aber natürlich wissen wir künstler das nicht
so genau wie der staat und seine beauftragten.
und daher machen wir manchmal auch wirklichkeiten
die man nicht so gut brauchen kann.
(dann schlägt uns der staat züchtig aufs maul.)
DIE WIRKLICHKEITEN
legt der staat in die lade und kramt sie raus,
wenn er dafür eine verwendung hat.
dann bezahlt er die künstler,
wenn sie nicht schon tot sind.
wien, aug. 12/69
(marc adrian)
(*) anmerkung: in diesem konkreten fall handelt es sich um ein
konserviertes blutiges menschenhirn im einmachglas in der vitrine
der prosektur.