05. manhattan
wider erwarten bogen die beiden in eine seitengasse ein, hielten
sich aber ansonsten in ihrem tempo zurück, weil es gar nicht
so einfach war, dorthin zu kommen, wo die anderen auf sie
warteten. sie, das waren pete und jill, zwei studenten, die sich
fanden, nachdem sie etwas füreinander empfanden und jetzt
hier waren, auf einer gottverlassenen straße in manhattan
und versuchten, sich zum ausgemachten treffpunkt durchzuschlagen.
glaubst du, die anderen warten schon lange, fragte jill und
übergab sich dreimal.
ja, sie war schwanger, es hatte keinen sinn mehr, das zu
verheimlichen. nahezu die halbe stadt wußte davon, das war
nicht schlecht, ihre public-relations ausbildung zeigte ihre
früchte her und pete grunzte nur. wir sind gleich da, meinte
er voller zuversicht und trat aus der finsternis in den lichtkegel
einer gußeisernen laterne. was er da sah, nahm ihm jedoch
gleich wieder etwas von seiner zuversicht weg und er fühlte
sich wirklich mies.
die fünfzehn messerstecher schlitzten ihm die wange auf wie
einen waschlappen und ließen ihn für einige
sekundenewigkeiten allein mit seinem aha-erlebnis. pete brauchte
diese zeit auch, denn sein nunmehriges problem war nicht zu
unterschätzen. sorgfältig widmete er die wenigen
sekunden, die sie ihn in ruhe ließen, um erstens: zu
realisieren, daß er keinerlei chance hatte, zweitens: das
blitzen einer klinge, das von einer gußeisernen laterne
herrührte, wahrzunehmen, drittens: das herumfuchteln eines
armes vor seinen verdutzten augen zu beobachten, das herannahen
desselben und das sich wieder entfernen, viertens: etwas feuchtes
zu spüren, das von seiner wange rann, fünftens: zur
plötzlichen erkenntnis zu kommen, daß ihm soeben ein
messerschnitt an seiner wange zugefügt worden war, sechstens:
seine hand zitternd zu der feuchten stelle zu bewegen und
siebentens: sich beim hineinstecken seiner finger in die weit
aufklaffende wunde des beißenden, unerträglichen
schmerzes gewahr zu werden.
sie sehen also, pete war ziemlich beschäftigt, während
die fünfzehn messerstecher bei jill – sie hieß
übrigens clark mit nachnamen und die großmutter
väterlicherseits hieß auch jill – eine privatabtreibung
vornahmen. immer schon haben die fünfzehn typen die
ärzte bewundert, wie sie mit ihren erstklassigen diplomen in
den arztmanteltaschen die leute hier und da ein wenig
aufschlitzten und dafür tausende von dollars, tolle und
scharfe frauen, scharfe und tolle schlitten und luxusappartments
bekamen. besonders frank compton, einer der fünf zehen (so
hieß ihre gang) – der, so nebenbei bemerkt, in der
south-bronx aufwuchs, wo die ratten neben seinem bettchen hin- und
hersausten, wobei sie ihm einmal, als er vier war, ein zartes
stück fleisch von seinem pausbäckchen runterfraßen
und wo seine mutter im selben zimmer wie er wohnte und nach pisse
und sperma roch – also besonders er träumte oft davon, auch
so ein arzt zu sein. unter der woche mit seinem weißen
kittel herumrennen, ein paar leuten den bauch oder sonstwas auf-
oder zuschneiden und am wochenende mit seiner luxusbraut in seine
almhütte rauschen, um sich von den fürchterlichen
strapazen während der ganzen woche zu erholen.
schließlich war er ein as mit der klinge. wenn sie aufsprang
– mit einem neckischen, erotischen schnalzen – mußten viele
darüberspringen.
er war es auch, der die ersten schnitte vornahm. vierzehn hielten
sie fest, das mädchen, und das waren genug. er erlöste
in aller ruhe den embryonten aus seinem gefängnis und zeigte
ihm die wirklichkeit. es war ein knabe. er hielt ihn gegen das
gußeisenlaternenlicht und betrachtete ihn aufmerksam. es war
tatsächlich noch sehr früh, wie er vermutet hatte, so in
etwa um die fünfundzwanzigste woche, stellte er mit dem blick
des kenners fest. mit einem kurzen schnippen kappte er die
nabelschnur und ließ die junge mutti in aller ruhe
ausbluten.
inzwischen kam pete mit der lösung seiner sieben schweren
aufgaben und rätsel ein wenig voran und torkelte zu der
lustigen schar heran, die sich unter dem schein einer laterne
versammelt hatte und ausgelassen plauderte. seine linke hand hielt
sich den unüblichen schlitz in seiner wange zu, eine rote
flüssigkeit quoll übermütig aus diesem schlitz
heraus – münzeinwurf untersagt, automat außer betrieb –
und seine rechte reckte sich (flehend?) der schar junger
männer entgegen, denen er sich etwas wacklig aber nicht etwa
scheu annäherte.
sie begrüßten ihn herzlich, schlugen ihm anerkennend
auf die schultern und hielten ihm ein stück blutiges fleisch
entgegen. gratuliere, es ist ein junge, sagten einige der
fünfzehn im chor. hoffentlich ist er auch wirklich von mir,
fuhr pete durch den kopf, aber er wollte sich nicht unnötig
über das freiheitsbestreben seiner freundin jill clark den
kopf zerbrechen und widmete sich stattdessen wieder dem schmerz an
seiner aknefreien wange. im schlitz drinnen pulsierte etwas, als
hätte er geburtswehen. schmerzverzerrt wendete er sich ein
wenig nach links, wo er seine freundin widererkannte, die mit
starren augen in den bewölkten nachthimmel starrte und nicht
zu bemerken schien, daß sich ihre gedärme um sie herum
drapiert hatten und in die kälte hinein dampften.
frank und seine kumpane vom bridgeclub "fünf zehen" fuhren
mit ihrem sezierpraktikum fort, wobei frank auf die fragen seiner
vierzehn studenten bereitwillig und geduldig antwortete. es war
wirklich ein vergnügen, so einen professor zu haben. er
reichte die noch warmen aber schnell kalt werdenden organe im
hellen licht einer gußeisernen straßenlaterne herum
und führte seine schüler behutsam in die geheimnisse der
lateinischen bezeichnungen für so alltägliche
gegenstände wie leber, herz, gedärme und nieren ein. nur
die geschlechtsorgane ließ er aus. die interessierten ihn
nicht, hatten ihn noch nie interessiert.
deswegen vergewaltigten er und seine treuen jünger unsere
jill nicht gleich und sofort und auf der stelle wie es jede andere
vernünftige straßengang gemacht hätte. die
hätten ihr opfer vorher noch ausführlich besudelt und
benudelt und psychologisch fertiggemacht, bevor sie ihr die
fünfzehn nillen der reihe nach wie zäpfchen
verabreichten und den mit allem möglichem zeug wie sperma,
eiter, blut, aidsviren und syphiliserregern vollgepumpten
vaginaltrakt mit einem heftpflaster zuklebten und ihr beim tod
ihrer armen mutter – gott sei ihrer seele gnädig – verboten,
das dort jemals wieder herunterzunehmen. sofern sie sie nicht
gleich nach dem ficken abmurksten.
franks gang arbeitete da doch ziemlich anders. die fünfzehn
fünf zehen betrachteten das leben als weg des lernens mit dem
ziel der vervollkommnung und erleuchtung. sie meditierten
tagsüber in ihren slumbaracken und machten sich in der nacht
auf dem weg, um sich ihren studien hinzugeben und den menschen
gottes rechten weg zu zeigen. ihr ganzes streben, ihre
stundenlangen meditationen, kontemplationen trotz schreiender
säuglinge im nachbarzimmer, trotz gehirnamputierter talkshows
in der tv-maschine des zimmers darüber, hatten nur den sinn,
den zustand höchsten glücks und der vollkommenheit zu
erlangen. nämlich als oberärzte in einer privatklinik
arbeiten zu dürfen.
und was hat jetzt unser pete davon, werden sie sich jedoch
berechtigterweise fragen, oder unsere noch ärmere, weil
totere jill clark. nun, eigentlich gar nichts, aber hier hat auch
niemand behauptet, daß irgendjemand von irgendetwas
irgendeinen nutzen ziehen müßte.
pete hatte einen schlitz in seiner wange, jill hatte einen
zwischen ihren beinen (was frank, das wißt ihr ja schon,
nicht interessierte) und der cocacola-automat, auf den der mehr
oder minder schwerverletzte student pete cunningham zusteuerte,
weil er so verlockend in prunkvollem rot in die schwarze nacht
manhattans hinein strahlte, hatte einen auf seinem frontdisplay.
dorthinein warf unser pete ein oder mehrere dimes oder aber auch
zig oder hunderte von dollars – was solls, ist ja nur eine
geschichte – und klaubte sich unten, quasi aus der genitalregion
des glühendroten automaten wie ein geburtshelfer die
kühle erfrischung heraus. beim öffnen machte es
pflopfffff und er ließ sich die kackebraune luxuslimo in den
rachen rinnen, mußte jedoch sehr darauf aufpassen, daß
sie ihm nicht an seiner linken wangenseite wieder herausrann,
hatte er doch dort seit kurzem sein privates loch sitzen. mann,
war das schwierig.
06. teddybär
es wird kalt draußen, flüsterte der kleine junge und
verkroch sich noch tiefer unter seine decke. er sagte das zu
seinem flauschigen teddybären, dem er liebevoll über den
kopf strich. seinen kleinen finger steckte er ihm ins linke ohr,
wie es seine mami oft bei ihm machte und holte einen batzen
schmalz heraus. opi hat immer gesagt, erinnerte sich der kleine
junge, wenn draußen die vögel nicht mehr zwitschern,
dann wird es drinnen auch bald still sein. und jetzt war es
soweit. draußen herrschte bittere kälte und die
vögel hatten ihr singen eingestellt, verstummt waren sie,
abgetötet ihr fröhlicher singsang und abgestumpft ihre
lebendigen schnäbel. weg waren sie jetzt, irgendwohin nach
südostasien oder westafrika, er konnte sich nicht genau
erinnern, wohin sie hingingen, er bohrte stattdessen ein wenig
tiefer im ohr seines goldbraunen teddy's herum und grub ein wenig
mehr von diesem schmalz heraus, das so vorzüglich schmeckte
und ihm trost spendete in der stille, die sich über das ganze
haus ausgebreitet hatte, in dem er tagaus-tagein leben
mußte. es war eine falle, das wußte er schon seit
seinem vierten lebensjahr. ein goldener käfig, in den sie ihn
einschlossen, diese seltsamen wesen, die sich seine eltern
nannten, die aber genausogut e.t.'s oder terminators sein konnten
und überhaupt nicht nett waren zu ihm.
vieles ging ihm im kleinen kopf herum. seltsame gedanken von toten
und untoten, die ihr unwesen trieben in der stille der nacht, in
der vogellosen, wolkenlosen nacht, wenn das eiskalte licht des
vollständigen mondes sein kleines zimmer im hintertrakt der
sechsundachtzig quadratmeterwohnung erleuchtete. fort waren seine
eltern, nie mehr kamen sie wieder, um ihn im arm zu halten und
über die fürchterlichkeiten der grausamen welt
hinwegzutrösten, um ihn in die geheimnisse der kernspaltung
und der nützlichkeit atomarer sprengköpfe einzuweihen
oder dem flauschigen teddybären, den seine mutter bei seiner
geburt gleich auch mitgeboren hatte – ein unehelicher zwilling
sozusagen – das zumpferl abzuschneiden. mit einer langen schere
wie sie der schneider im struwwelpeter auch hatte. das brauchst du
nicht, heut abend, meinte sie, als sie das licht in seinem zimmer
ausknipste und papi draußen auf sie wartete, um sie mit
hilfe seines alkoholstinkenden odems von seiner unschuld in causa
andrea jauernig zu überzeugen.
er aber verkroch sich unter seine flauschige daunendecke und zog
sie über sich zu, luken dicht. er erschuf sich so sein
ureigenstes kontinuum, abgeschottet von seiner als das
psychologisch gesehen böse erlebten außenwelt, wo er
nunmehr ungehemmt seinen geheimsten neigungen nachgehen
konnte.
blind und sensibel durchwühlte er seine von
angstschweiß durchnäßten laken, bis er den
gesuchten gegenstand fand. glatt, metallen, glänzendverchromt
und von trügerischer kühlheit. er nahm ihn in seine
rechte hand und er war schwer. schwer aber gleichzeitig von
erschreckender leichtigkeit. jetzt, nach so vielen versuchen,
diesen kalten gegenstand in seiner hand zu halten, erschien er ihm
eigentlich von grenzenloser leichtigkeit.
indes, sein teddy begann zu knurren. sein rechtes ohr war noch mit
schmalz verstopft. nichts leichter als das. er stellte auf dieser
silberverchromten laserpistole die parameter 5,11124637; ;
23,78465370 und 31,24325698098 ein, was für ein durchblasen
der ohren seines teddy's genau richtig erschien. und dann
schoß er ihm endlich den lästigen schmalzpfropfen aus
dem ohr. pfaff.
jetzt konnte sein teddy wieder wie ein normaler mensch hören.
sogar bis in den frequenzbereich von 20.000 herz hinauf. auch
seine außersinnlichen wahrnehmungen strömten wieder
ungehindert auf ihn ein, sein frühwarnsystem im bezug auf
alle möglichen naturkatastrophen funktionierte wieder
prächtig und er warnte seinen stiefzwilling, paß auf,
die klingonen hecken einen plan aus, sie wollen dich töten.
keine angst, kumpel, meinte der junge daraufhin, die sollen nur
kommen, ich werde ihnen schon zeigen, daß man mit lord
afternoon so nicht umgehen kann und er ließ eine lasersalve
durchs kinderzimmerfenster in den schnee des schloßgartens
los, die jedoch auch unglücklicherweise die jungen
blättchen des kostbaren ginkobäumchens ansengte. oje, da
wird mami aber böse sein, dachte sich der kleine junge, als
er das sah und kraulte dem fleischigen teddy nervös die
sanften öhrchen. kleinkaut verkroch er sich wieder unter
seine warme und schützende vogeldaunendecke und erwartete
geduldig die nun folgende prügelszene. bud spencer
schlägt terence hill.
doch was wirklich folgte, war nur stille.
07. waschbecken
der wasserhahn in dem winzigen wohnschlafraum tropfte, aus dem
abfluß des dreckverkrusteten waschbeckens stieg der gestank
von brackiger fäulnis und verwesung hoch, es war die
hölle. und er saß mittendrin fest, gefesselt an seinen
schimmeligen stuhl, der kurz vor dem zusammenbrechen war und
gemartert durch wildgewordene siouxindianer, die ihn mit ihren
beilen verstümmelten, ihm sukzessive alle gliedmaßen
abtrennten und dabei schamanistische beschwörungsformeln von
sich gaben.
der fernsehapparat war laut, laut und hallte an den modrigen
wänden wieder, brach sich im raum und in seinem kopf, schlug
dort zusammen wie ein berg von flutwellen und überschwemmte
sein gehirn mit der demenz von fallenstellern, nahm seine seele
mit und ließ das strandgut in form seiner gescheiterten
existenz zurück.
die bilder zischten an seinen leeren augen vorbei, gruben sich in
seinem innersten fest und versetzten ihn in eine trance, die ihn
mit jedem fieldframe weiter in einen abgrund hinunterstieß,
in dem er nicht einmal mehr die kraft zur verzweiflung
besaß. sah man in seine augen, konnte man es glitzern sehen,
blaue stroboskobblitze, fünfzigmal in der sekunde
abgeschossen, um sich schließlich in seinem sehapparat
festzusetzen und flüssig über seine unrasierte, rauhe
männerwange zu gleiten, unabänderliche demut, die sich
in salziger essenz materialisierte.
er wußte zuviel, das war der grund. warum sie ihn
fertigmachen wollten. hier und jetzt geschah es, sie
katalputierten ihm ihre macht entgegen und er war ihr
ausgeliefert, ohne schutz, wie ein nacktes kind. sie hatten mehr
als ein leichtes spiel mit ihm, der nie etwas verbrochen hatte,
immer sehr brav war, stets sich stumm verhielt, sobald er etwas
verdächtiges bemerkte. ihnen immer dankbar war für das
wenige, das sie ihm gaben und das viele, das sie ihm nahmen, nie
ein falsches wort über sie verlor und ihre für jedermann
fragwürdigen entscheidungen nie, aber auch niemals, in frage
stellte.
das gift kam aus dem abfluß. der blauleuchtende
fernsehmonitor hielt ihn am stuhl fest und nahm ihm seine seele,
die sie noch brauchten und deshalb konservieren wollten. es
dauerte nicht lange – nur wenige sekunden – da sie sie aus ihm
herausgeschält hatten, seinen lebenden leichnam
aushöhlten wie eine frucht und ihm nur die blaufunkelnden
tränen ließen, erstarrt wie gletschereis auf seinen
rauhen bartstoppeln. den geruch kannte er aus der werbung, seine
nasenlöcher sogen ihn in die lungen hinunter, den
unsichtbaren qualm aus der kanalisation der megametropole, von wo
aus er sich in seinen blutkreislauf integrieren konnte, wie ein
kranker außenseiter sich in die gesunde gesellschaft
integriert, von ihr aufgenommen wird in den illustren kreis und
dafür seine identität opfert. so drang das gift der
müllkloaken, abfallprodukt einer gesunden und soliden
konsumkultur in seinen körper ein und verdarb ihn, den
körper des außenseiters, der in diesem nicht einmal
seinem eigenen wohnschlafraum dahinvegetierte und eine gefahr
darstellte für alle gutgläubigen mitmenschen.
für all das mußte er einfach bezahlen, nicht bluten,
aber dinge mithineinnehmen in sein blut, es sich verdrecken
lassen, vergiften und verseuchen, damit er sich selbst auffressen
mußte und elend daran zugrundeging. so köderte man
ratten und so fing man auch debile schwachköpfe, von
gesunder, großer statur und mit einem langen schwanz im
gehirn.
er biß an, unfreiwillig, unentschlossen, unempfindlich wie
alle diese debilen. schluckte den köder, sog ihn sich bis in
die härchenfeinsten arterien an den äußersten
gliedmaßen, die von den sioux bereits beträchtlich
verstümmelt waren. sein blut gerann wie milch, der man
zitrone beimengt, es flockte aus, rote schneeflocken in
hellrosagefärbtem wasserambiente. ein naturschauspiel, wie
sie es sich nicht schöner wünschen konnten. sie legten
der sterbenden ratte sensoren an, am ganzen körper, und im
ganzen körper, schoben ihm minikameras in den arsch und in
die venen und zeichneten alles in high-quality auf video auf. die
leere hülle machte alles willig mit, eine marionette mit
prozessorsteuerung und blauen wasserkristallen auf ihren
unrasierten wangen, die in der hitze des aufgeregten treibens der
fachkräfte langsam zu schmelzen begannen.
08. früchte
die verbotenen früchte hingen vom baum und adam aß eine
davon. pfuhh, er spuckte sie zu boden, weil sie fürchterlich
schmeckte, doch er hatte einen winzigen teil ihres saftes bereits
in sich aufgenommen, ihre wirkung entfaltete sich rasch.
unwiderstehliche, kalte, zerfahrene zärtlichkeit
überfiel ihn, als er sich über sie beugte, über die
jungfräuliche und verletzliche freundin, eva wiscot, ein
teenie mit schmalen, langen beinen, nylonbestrumpft und auf der
feuchten wiese ausgestreckt. ihre himmelblauen augen blickten zu
ihm auf, dem verräter, himmelten ihn an, teilten ihm ihre
geheimsten wünsche mit und ihre zarten beine öffneten
sich dem drängen seiner harten hand, die noch feucht war vom
saft der verbotenen frucht und sich dort einnistete, wohin kein
mann je vorgedrungen war.
ein leises stöhnen entrang sich ihres unentwickelten
körpers, sie hob sich dieser fordernden hand entgegen,
krümmte ihr bewegliches becken und spürte die kälte
des nassen taues und die feuchtigkeit einer frucht, deren
geschmack sie zu ahnen begann, deren scharfer geruch in ihre nase
eindrang.
eine davon fiel zu boden, blieb neben ihr im saftgrünen,
nassen gras liegen. ihre schale war von orangegelber,
zerknitterter beschaffenheit und sie ähnelte der form eines
apfels. sie betastete sie, währenddessen sie adam betastete.
er machte ihre spalte durch ihren schlüpfer hindurch
sichtbar, massierte die heiße stelle mit seinen dicken,
festen fingern und fuhr zwischen ihre lippen. die frucht teilte
sich wie von selbst und offenbarte rosigzartes fleisch – saft rann
heraus, vermengte sich mit dem morgentau des grases und duftete
berauschend. adam vibrierte in seinem innersten, der genuß
der frucht raubte ihm beständig und ohne wiederruf die sinne,
er war sklave seiner selbst, seines drängenden lustpotentials
und seiner unstillbaren potenz.
endlich biß eva hinein. für sie war es ein erlebnis
unbeschreiblicher begierde, eine wohlschmeckende frucht, in die
sie biß, deren klebriger saft ihr beim essen aus den
mundwinkeln troff, saftiger, fleischlicher genuß eines
verbotenen erlebnisses, ausgeliefert einer kraft, die sie nie
kannte. die harten adamhände rissen ihr das keusche
baumwollhöschen vom leib, zogen es die meilenlangen
jungmädchenbeine hinab und warfen es den erdkröten zum
fraß vor, die ein stück weiter entfernt auf etwas
nahrhaftes lauerten und mit ihrem quaken dinge versprachen, die
auch wirklich eintrafen. sie stürzten sich sofort darauf,
stritten sich um die feuchten teile, deren aroma sie in ekstase
versetzte. zerrissen die fein gewobene baumwolle, die einst einen
rosigduftenden schatz verbarg, der jetzt gehoben wurde, der
gehoben werden wollten, danach drängte, genommen zu werden,
besudelt zu werden, seine geheiligte reinheit zu verlieren, zu
verpuffen zwischen unwürdigen, groben männerhänden,
deren verhornte haut ihre empfindliche zartheit und
zärtlichkeit zerstörte.
adam besaß diese hände. mit ihrer hilfe erfaßte
er die verbotene frucht, von der eva gerade aß und stopfte
sie ihr in den vor gierigem verlangen gelähmten rachen. und
es erfaßte ihn ungehemmte, zügellose geilheit und er
stopfte ihr ein verhorntes ding zwischen die glatten, taufeuchten
beine. ihre schreie, von lust und schmerz angepeitscht,
verkümmerten im nassen fleisch einer verbotenen frucht, die
vom himmel oder vom baum fiel und jetzt in ihrer
körperöffnung steckte, sie erstickte und in ekstase
versetzte, sie tötete und zum leben erweckte, ihr das
bewußtsein raubte und ihr erkenntnis schenkte.
evas saft, ihre scharlachfarbene leibesessenz, floß in
strömen aus ihr, die kröten sprangen heran, weil sie
etwas verlockendes witterten und bemächtigten sich dieser
speise, die sie stärkte und ihnen schönheit gab. wie
durch ein wunder verschwanden ihre warzen, die schleimige
körperoberfläche verwandelte sich in samtene
marmorierung.
adam zerstieß den körper des blondwesens, der aus allen
öffnungen blutete und nur lust war, sich dem
zerstörerischen rhythmus entgegenpreßte und nach mehr
schrie, während seine steinerne hand die frucht tief in ihre
kehle hinabschob. seine kontrolle hatte er schon vor längerer
zeit hinter sich zurückgelassen, sie lag irgendwo in der
feuchtigkeit des morgentaus und wartete auf einen neuen besitzer.
sein becken war entfesselt und in raserei geraten, stach auf die
blutende wunde ein und beglückte sie, verhalf ihr und sich
zum erlebnis der ekstase, während sich die kröten
über den heißen, roten saft stürzten und sich so
zu einer neuen existenz verhalfen, prinzen wurden unter den
niederen kreaturen, die ihrer erdmutter gehorsam dienten.
die explosion traf sie beide zur gleichen zeit. sein befruchtender
saft vermischte sich mit dem ihren, nistete sich in ihrer
fruchtkammer ein und ließ eine neue frucht entstehen, von
der neun monate lang niemand essen durfte. aber danach. die
kröten meldeten sich bereits an, ließen sich einen
termin geben, um von der frischen frucht zu kosten, durch deren
geschmack sie an dies ekstatische erlebnis erinnert würden,
an dem sie ihre identität wechselten und einer transformation
unterzogen wurden, die sie zwar nicht begriffen, aber demütig
zur kenntnis nahmen.
evas körper hatte die farbe von alabaster, in ihrer kehle
steckte eine frucht, einem apfel ähnlich, leben war aus ihr
gewichen, blut stockte braunverkrustet an den innenflanken ihrer
hauchzarten oberschenkel. adam lag ausgestreckt auf ihr, sein atem
ging stoßweise, bildete einen weißen nebel vor seinen
zerbissenen lippen, kälte schoß in seine
wirbelsäule hoch, setzte sich in seinem nacken fest und
ließ ihn erschauern. eine kröte sprang von seinem
hintern, als er sich umdrehte und sich neben sie legte, seine
geliebte. er streckte die arme und beine weit von sich, die eisige
nässe lähmte seinen wuchtigen körper und er starrte
in den himmel, der durch das dichte geäst des baums bedeckt
war. wieder fiel eine reife frucht zu boden. er aß sie
nicht. eine unzahl von erdkröten hatte ihn umringt und
beobachtete ihn neugierig, verfolgte jede seiner bewegungen mit
gespanntem interesse.
doch er tat nichts. regungslos verharrte er im
durchnäßten gras und genoß das gefühl, wie
sich die kälte mehr und mehr seines körpers
bemächtigte, um den zustand der lähmung auf ewig in ihm
einzufrieren.
01. 02. 03. 04. 05. 06. 07. 08. 09. 10. 11. 12. 13. 14. 15. 16. 17. 18. 19. 20. 21. 22. 23. 24. 25. 26. 27. 28. 29. 30. | Inhalt