Reinhard Schleining RAW CUT Grausamen & Liebreizer

05. manhattan


wider erwarten bogen die beiden in eine seitengasse ein, hielten sich aber ansonsten in ihrem tempo zurück, weil es gar nicht so einfach war, dorthin zu kommen, wo die anderen auf sie warteten. sie, das waren pete und jill, zwei studenten, die sich fanden, nachdem sie etwas füreinander empfanden und jetzt hier waren, auf einer gottverlassenen straße in manhattan und versuchten, sich zum ausgemachten treffpunkt durchzuschlagen. glaubst du, die anderen warten schon lange, fragte jill und übergab sich dreimal.
ja, sie war schwanger, es hatte keinen sinn mehr, das zu verheimlichen. nahezu die halbe stadt wußte davon, das war nicht schlecht, ihre public-relations ausbildung zeigte ihre früchte her und pete grunzte nur. wir sind gleich da, meinte er voller zuversicht und trat aus der finsternis in den lichtkegel einer gußeisernen laterne. was er da sah, nahm ihm jedoch gleich wieder etwas von seiner zuversicht weg und er fühlte sich wirklich mies.
die fünfzehn messerstecher schlitzten ihm die wange auf wie einen waschlappen und ließen ihn für einige sekundenewigkeiten allein mit seinem aha-erlebnis. pete brauchte diese zeit auch, denn sein nunmehriges problem war nicht zu unterschätzen. sorgfältig widmete er die wenigen sekunden, die sie ihn in ruhe ließen, um erstens: zu realisieren, daß er keinerlei chance hatte, zweitens: das blitzen einer klinge, das von einer gußeisernen laterne herrührte, wahrzunehmen, drittens: das herumfuchteln eines armes vor seinen verdutzten augen zu beobachten, das herannahen desselben und das sich wieder entfernen, viertens: etwas feuchtes zu spüren, das von seiner wange rann, fünftens: zur plötzlichen erkenntnis zu kommen, daß ihm soeben ein messerschnitt an seiner wange zugefügt worden war, sechstens: seine hand zitternd zu der feuchten stelle zu bewegen und siebentens: sich beim hineinstecken seiner finger in die weit aufklaffende wunde des beißenden, unerträglichen schmerzes gewahr zu werden.
sie sehen also, pete war ziemlich beschäftigt, während die fünfzehn messerstecher bei jill – sie hieß übrigens clark mit nachnamen und die großmutter väterlicherseits hieß auch jill – eine privatabtreibung vornahmen. immer schon haben die fünfzehn typen die ärzte bewundert, wie sie mit ihren erstklassigen diplomen in den arztmanteltaschen die leute hier und da ein wenig aufschlitzten und dafür tausende von dollars, tolle und scharfe frauen, scharfe und tolle schlitten und luxusappartments bekamen. besonders frank compton, einer der fünf zehen (so hieß ihre gang) – der, so nebenbei bemerkt, in der south-bronx aufwuchs, wo die ratten neben seinem bettchen hin- und hersausten, wobei sie ihm einmal, als er vier war, ein zartes stück fleisch von seinem pausbäckchen runterfraßen und wo seine mutter im selben zimmer wie er wohnte und nach pisse und sperma roch – also besonders er träumte oft davon, auch so ein arzt zu sein. unter der woche mit seinem weißen kittel herumrennen, ein paar leuten den bauch oder sonstwas auf- oder zuschneiden und am wochenende mit seiner luxusbraut in seine almhütte rauschen, um sich von den fürchterlichen strapazen während der ganzen woche zu erholen.
schließlich war er ein as mit der klinge. wenn sie aufsprang – mit einem neckischen, erotischen schnalzen – mußten viele darüberspringen.
er war es auch, der die ersten schnitte vornahm. vierzehn hielten sie fest, das mädchen, und das waren genug. er erlöste in aller ruhe den embryonten aus seinem gefängnis und zeigte ihm die wirklichkeit. es war ein knabe. er hielt ihn gegen das gußeisenlaternenlicht und betrachtete ihn aufmerksam. es war tatsächlich noch sehr früh, wie er vermutet hatte, so in etwa um die fünfundzwanzigste woche, stellte er mit dem blick des kenners fest. mit einem kurzen schnippen kappte er die nabelschnur und ließ die junge mutti in aller ruhe ausbluten.
inzwischen kam pete mit der lösung seiner sieben schweren aufgaben und rätsel ein wenig voran und torkelte zu der lustigen schar heran, die sich unter dem schein einer laterne versammelt hatte und ausgelassen plauderte. seine linke hand hielt sich den unüblichen schlitz in seiner wange zu, eine rote flüssigkeit quoll übermütig aus diesem schlitz heraus – münzeinwurf untersagt, automat außer betrieb – und seine rechte reckte sich (flehend?) der schar junger männer entgegen, denen er sich etwas wacklig aber nicht etwa scheu annäherte.
sie begrüßten ihn herzlich, schlugen ihm anerkennend auf die schultern und hielten ihm ein stück blutiges fleisch entgegen. gratuliere, es ist ein junge, sagten einige der fünfzehn im chor. hoffentlich ist er auch wirklich von mir, fuhr pete durch den kopf, aber er wollte sich nicht unnötig über das freiheitsbestreben seiner freundin jill clark den kopf zerbrechen und widmete sich stattdessen wieder dem schmerz an seiner aknefreien wange. im schlitz drinnen pulsierte etwas, als hätte er geburtswehen. schmerzverzerrt wendete er sich ein wenig nach links, wo er seine freundin widererkannte, die mit starren augen in den bewölkten nachthimmel starrte und nicht zu bemerken schien, daß sich ihre gedärme um sie herum drapiert hatten und in die kälte hinein dampften.
frank und seine kumpane vom bridgeclub "fünf zehen" fuhren mit ihrem sezierpraktikum fort, wobei frank auf die fragen seiner vierzehn studenten bereitwillig und geduldig antwortete. es war wirklich ein vergnügen, so einen professor zu haben. er reichte die noch warmen aber schnell kalt werdenden organe im hellen licht einer gußeisernen straßenlaterne herum und führte seine schüler behutsam in die geheimnisse der lateinischen bezeichnungen für so alltägliche gegenstände wie leber, herz, gedärme und nieren ein. nur die geschlechtsorgane ließ er aus. die interessierten ihn nicht, hatten ihn noch nie interessiert.
deswegen vergewaltigten er und seine treuen jünger unsere jill nicht gleich und sofort und auf der stelle wie es jede andere vernünftige straßengang gemacht hätte. die hätten ihr opfer vorher noch ausführlich besudelt und benudelt und psychologisch fertiggemacht, bevor sie ihr die fünfzehn nillen der reihe nach wie zäpfchen verabreichten und den mit allem möglichem zeug wie sperma, eiter, blut, aidsviren und syphiliserregern vollgepumpten vaginaltrakt mit einem heftpflaster zuklebten und ihr beim tod ihrer armen mutter – gott sei ihrer seele gnädig – verboten, das dort jemals wieder herunterzunehmen. sofern sie sie nicht gleich nach dem ficken abmurksten.
franks gang arbeitete da doch ziemlich anders. die fünfzehn fünf zehen betrachteten das leben als weg des lernens mit dem ziel der vervollkommnung und erleuchtung. sie meditierten tagsüber in ihren slumbaracken und machten sich in der nacht auf dem weg, um sich ihren studien hinzugeben und den menschen gottes rechten weg zu zeigen. ihr ganzes streben, ihre stundenlangen meditationen, kontemplationen trotz schreiender säuglinge im nachbarzimmer, trotz gehirnamputierter talkshows in der tv-maschine des zimmers darüber, hatten nur den sinn, den zustand höchsten glücks und der vollkommenheit zu erlangen. nämlich als oberärzte in einer privatklinik arbeiten zu dürfen.
und was hat jetzt unser pete davon, werden sie sich jedoch berechtigterweise fragen, oder unsere noch ärmere, weil totere jill clark. nun, eigentlich gar nichts, aber hier hat auch niemand behauptet, daß irgendjemand von irgendetwas irgendeinen nutzen ziehen müßte.
pete hatte einen schlitz in seiner wange, jill hatte einen zwischen ihren beinen (was frank, das wißt ihr ja schon, nicht interessierte) und der cocacola-automat, auf den der mehr oder minder schwerverletzte student pete cunningham zusteuerte, weil er so verlockend in prunkvollem rot in die schwarze nacht manhattans hinein strahlte, hatte einen auf seinem frontdisplay. dorthinein warf unser pete ein oder mehrere dimes oder aber auch zig oder hunderte von dollars – was solls, ist ja nur eine geschichte – und klaubte sich unten, quasi aus der genitalregion des glühendroten automaten wie ein geburtshelfer die kühle erfrischung heraus. beim öffnen machte es pflopfffff und er ließ sich die kackebraune luxuslimo in den rachen rinnen, mußte jedoch sehr darauf aufpassen, daß sie ihm nicht an seiner linken wangenseite wieder herausrann, hatte er doch dort seit kurzem sein privates loch sitzen. mann, war das schwierig.


06. teddybär


es wird kalt draußen, flüsterte der kleine junge und verkroch sich noch tiefer unter seine decke. er sagte das zu seinem flauschigen teddybären, dem er liebevoll über den kopf strich. seinen kleinen finger steckte er ihm ins linke ohr, wie es seine mami oft bei ihm machte und holte einen batzen schmalz heraus. opi hat immer gesagt, erinnerte sich der kleine junge, wenn draußen die vögel nicht mehr zwitschern, dann wird es drinnen auch bald still sein. und jetzt war es soweit. draußen herrschte bittere kälte und die vögel hatten ihr singen eingestellt, verstummt waren sie, abgetötet ihr fröhlicher singsang und abgestumpft ihre lebendigen schnäbel. weg waren sie jetzt, irgendwohin nach südostasien oder westafrika, er konnte sich nicht genau erinnern, wohin sie hingingen, er bohrte stattdessen ein wenig tiefer im ohr seines goldbraunen teddy's herum und grub ein wenig mehr von diesem schmalz heraus, das so vorzüglich schmeckte und ihm trost spendete in der stille, die sich über das ganze haus ausgebreitet hatte, in dem er tagaus-tagein leben mußte. es war eine falle, das wußte er schon seit seinem vierten lebensjahr. ein goldener käfig, in den sie ihn einschlossen, diese seltsamen wesen, die sich seine eltern nannten, die aber genausogut e.t.'s oder terminators sein konnten und überhaupt nicht nett waren zu ihm.
vieles ging ihm im kleinen kopf herum. seltsame gedanken von toten und untoten, die ihr unwesen trieben in der stille der nacht, in der vogellosen, wolkenlosen nacht, wenn das eiskalte licht des vollständigen mondes sein kleines zimmer im hintertrakt der sechsundachtzig quadratmeterwohnung erleuchtete. fort waren seine eltern, nie mehr kamen sie wieder, um ihn im arm zu halten und über die fürchterlichkeiten der grausamen welt hinwegzutrösten, um ihn in die geheimnisse der kernspaltung und der nützlichkeit atomarer sprengköpfe einzuweihen oder dem flauschigen teddybären, den seine mutter bei seiner geburt gleich auch mitgeboren hatte – ein unehelicher zwilling sozusagen – das zumpferl abzuschneiden. mit einer langen schere wie sie der schneider im struwwelpeter auch hatte. das brauchst du nicht, heut abend, meinte sie, als sie das licht in seinem zimmer ausknipste und papi draußen auf sie wartete, um sie mit hilfe seines alkoholstinkenden odems von seiner unschuld in causa andrea jauernig zu überzeugen.
er aber verkroch sich unter seine flauschige daunendecke und zog sie über sich zu, luken dicht. er erschuf sich so sein ureigenstes kontinuum, abgeschottet von seiner als das psychologisch gesehen böse erlebten außenwelt, wo er nunmehr ungehemmt seinen geheimsten neigungen nachgehen konnte.
blind und sensibel durchwühlte er seine von angstschweiß durchnäßten laken, bis er den gesuchten gegenstand fand. glatt, metallen, glänzendverchromt und von trügerischer kühlheit. er nahm ihn in seine rechte hand und er war schwer. schwer aber gleichzeitig von erschreckender leichtigkeit. jetzt, nach so vielen versuchen, diesen kalten gegenstand in seiner hand zu halten, erschien er ihm eigentlich von grenzenloser leichtigkeit.
indes, sein teddy begann zu knurren. sein rechtes ohr war noch mit schmalz verstopft. nichts leichter als das. er stellte auf dieser silberverchromten laserpistole die parameter 5,11124637; ; 23,78465370 und 31,24325698098 ein, was für ein durchblasen der ohren seines teddy's genau richtig erschien. und dann schoß er ihm endlich den lästigen schmalzpfropfen aus dem ohr. pfaff.
jetzt konnte sein teddy wieder wie ein normaler mensch hören. sogar bis in den frequenzbereich von 20.000 herz hinauf. auch seine außersinnlichen wahrnehmungen strömten wieder ungehindert auf ihn ein, sein frühwarnsystem im bezug auf alle möglichen naturkatastrophen funktionierte wieder prächtig und er warnte seinen stiefzwilling, paß auf, die klingonen hecken einen plan aus, sie wollen dich töten. keine angst, kumpel, meinte der junge daraufhin, die sollen nur kommen, ich werde ihnen schon zeigen, daß man mit lord afternoon so nicht umgehen kann und er ließ eine lasersalve durchs kinderzimmerfenster in den schnee des schloßgartens los, die jedoch auch unglücklicherweise die jungen blättchen des kostbaren ginkobäumchens ansengte. oje, da wird mami aber böse sein, dachte sich der kleine junge, als er das sah und kraulte dem fleischigen teddy nervös die sanften öhrchen. kleinkaut verkroch er sich wieder unter seine warme und schützende vogeldaunendecke und erwartete geduldig die nun folgende prügelszene. bud spencer schlägt terence hill.
doch was wirklich folgte, war nur stille.


07. waschbecken


der wasserhahn in dem winzigen wohnschlafraum tropfte, aus dem abfluß des dreckverkrusteten waschbeckens stieg der gestank von brackiger fäulnis und verwesung hoch, es war die hölle. und er saß mittendrin fest, gefesselt an seinen schimmeligen stuhl, der kurz vor dem zusammenbrechen war und gemartert durch wildgewordene siouxindianer, die ihn mit ihren beilen verstümmelten, ihm sukzessive alle gliedmaßen abtrennten und dabei schamanistische beschwörungsformeln von sich gaben.
der fernsehapparat war laut, laut und hallte an den modrigen wänden wieder, brach sich im raum und in seinem kopf, schlug dort zusammen wie ein berg von flutwellen und überschwemmte sein gehirn mit der demenz von fallenstellern, nahm seine seele mit und ließ das strandgut in form seiner gescheiterten existenz zurück.
die bilder zischten an seinen leeren augen vorbei, gruben sich in seinem innersten fest und versetzten ihn in eine trance, die ihn mit jedem fieldframe weiter in einen abgrund hinunterstieß, in dem er nicht einmal mehr die kraft zur verzweiflung besaß. sah man in seine augen, konnte man es glitzern sehen, blaue stroboskobblitze, fünfzigmal in der sekunde abgeschossen, um sich schließlich in seinem sehapparat festzusetzen und flüssig über seine unrasierte, rauhe männerwange zu gleiten, unabänderliche demut, die sich in salziger essenz materialisierte.
er wußte zuviel, das war der grund. warum sie ihn fertigmachen wollten. hier und jetzt geschah es, sie katalputierten ihm ihre macht entgegen und er war ihr ausgeliefert, ohne schutz, wie ein nacktes kind. sie hatten mehr als ein leichtes spiel mit ihm, der nie etwas verbrochen hatte, immer sehr brav war, stets sich stumm verhielt, sobald er etwas verdächtiges bemerkte. ihnen immer dankbar war für das wenige, das sie ihm gaben und das viele, das sie ihm nahmen, nie ein falsches wort über sie verlor und ihre für jedermann fragwürdigen entscheidungen nie, aber auch niemals, in frage stellte.
das gift kam aus dem abfluß. der blauleuchtende fernsehmonitor hielt ihn am stuhl fest und nahm ihm seine seele, die sie noch brauchten und deshalb konservieren wollten. es dauerte nicht lange – nur wenige sekunden – da sie sie aus ihm herausgeschält hatten, seinen lebenden leichnam aushöhlten wie eine frucht und ihm nur die blaufunkelnden tränen ließen, erstarrt wie gletschereis auf seinen rauhen bartstoppeln. den geruch kannte er aus der werbung, seine nasenlöcher sogen ihn in die lungen hinunter, den unsichtbaren qualm aus der kanalisation der megametropole, von wo aus er sich in seinen blutkreislauf integrieren konnte, wie ein kranker außenseiter sich in die gesunde gesellschaft integriert, von ihr aufgenommen wird in den illustren kreis und dafür seine identität opfert. so drang das gift der müllkloaken, abfallprodukt einer gesunden und soliden konsumkultur in seinen körper ein und verdarb ihn, den körper des außenseiters, der in diesem nicht einmal seinem eigenen wohnschlafraum dahinvegetierte und eine gefahr darstellte für alle gutgläubigen mitmenschen.
für all das mußte er einfach bezahlen, nicht bluten, aber dinge mithineinnehmen in sein blut, es sich verdrecken lassen, vergiften und verseuchen, damit er sich selbst auffressen mußte und elend daran zugrundeging. so köderte man ratten und so fing man auch debile schwachköpfe, von gesunder, großer statur und mit einem langen schwanz im gehirn.
er biß an, unfreiwillig, unentschlossen, unempfindlich wie alle diese debilen. schluckte den köder, sog ihn sich bis in die härchenfeinsten arterien an den äußersten gliedmaßen, die von den sioux bereits beträchtlich verstümmelt waren. sein blut gerann wie milch, der man zitrone beimengt, es flockte aus, rote schneeflocken in hellrosagefärbtem wasserambiente. ein naturschauspiel, wie sie es sich nicht schöner wünschen konnten. sie legten der sterbenden ratte sensoren an, am ganzen körper, und im ganzen körper, schoben ihm minikameras in den arsch und in die venen und zeichneten alles in high-quality auf video auf. die leere hülle machte alles willig mit, eine marionette mit prozessorsteuerung und blauen wasserkristallen auf ihren unrasierten wangen, die in der hitze des aufgeregten treibens der fachkräfte langsam zu schmelzen begannen.


08. früchte


die verbotenen früchte hingen vom baum und adam aß eine davon. pfuhh, er spuckte sie zu boden, weil sie fürchterlich schmeckte, doch er hatte einen winzigen teil ihres saftes bereits in sich aufgenommen, ihre wirkung entfaltete sich rasch. unwiderstehliche, kalte, zerfahrene zärtlichkeit überfiel ihn, als er sich über sie beugte, über die jungfräuliche und verletzliche freundin, eva wiscot, ein teenie mit schmalen, langen beinen, nylonbestrumpft und auf der feuchten wiese ausgestreckt. ihre himmelblauen augen blickten zu ihm auf, dem verräter, himmelten ihn an, teilten ihm ihre geheimsten wünsche mit und ihre zarten beine öffneten sich dem drängen seiner harten hand, die noch feucht war vom saft der verbotenen frucht und sich dort einnistete, wohin kein mann je vorgedrungen war.
ein leises stöhnen entrang sich ihres unentwickelten körpers, sie hob sich dieser fordernden hand entgegen, krümmte ihr bewegliches becken und spürte die kälte des nassen taues und die feuchtigkeit einer frucht, deren geschmack sie zu ahnen begann, deren scharfer geruch in ihre nase eindrang.
eine davon fiel zu boden, blieb neben ihr im saftgrünen, nassen gras liegen. ihre schale war von orangegelber, zerknitterter beschaffenheit und sie ähnelte der form eines apfels. sie betastete sie, währenddessen sie adam betastete. er machte ihre spalte durch ihren schlüpfer hindurch sichtbar, massierte die heiße stelle mit seinen dicken, festen fingern und fuhr zwischen ihre lippen. die frucht teilte sich wie von selbst und offenbarte rosigzartes fleisch – saft rann heraus, vermengte sich mit dem morgentau des grases und duftete berauschend. adam vibrierte in seinem innersten, der genuß der frucht raubte ihm beständig und ohne wiederruf die sinne, er war sklave seiner selbst, seines drängenden lustpotentials und seiner unstillbaren potenz.
endlich biß eva hinein. für sie war es ein erlebnis unbeschreiblicher begierde, eine wohlschmeckende frucht, in die sie biß, deren klebriger saft ihr beim essen aus den mundwinkeln troff, saftiger, fleischlicher genuß eines verbotenen erlebnisses, ausgeliefert einer kraft, die sie nie kannte. die harten adamhände rissen ihr das keusche baumwollhöschen vom leib, zogen es die meilenlangen jungmädchenbeine hinab und warfen es den erdkröten zum fraß vor, die ein stück weiter entfernt auf etwas nahrhaftes lauerten und mit ihrem quaken dinge versprachen, die auch wirklich eintrafen. sie stürzten sich sofort darauf, stritten sich um die feuchten teile, deren aroma sie in ekstase versetzte. zerrissen die fein gewobene baumwolle, die einst einen rosigduftenden schatz verbarg, der jetzt gehoben wurde, der gehoben werden wollten, danach drängte, genommen zu werden, besudelt zu werden, seine geheiligte reinheit zu verlieren, zu verpuffen zwischen unwürdigen, groben männerhänden, deren verhornte haut ihre empfindliche zartheit und zärtlichkeit zerstörte.
adam besaß diese hände. mit ihrer hilfe erfaßte er die verbotene frucht, von der eva gerade aß und stopfte sie ihr in den vor gierigem verlangen gelähmten rachen. und es erfaßte ihn ungehemmte, zügellose geilheit und er stopfte ihr ein verhorntes ding zwischen die glatten, taufeuchten beine. ihre schreie, von lust und schmerz angepeitscht, verkümmerten im nassen fleisch einer verbotenen frucht, die vom himmel oder vom baum fiel und jetzt in ihrer körperöffnung steckte, sie erstickte und in ekstase versetzte, sie tötete und zum leben erweckte, ihr das bewußtsein raubte und ihr erkenntnis schenkte.
evas saft, ihre scharlachfarbene leibesessenz, floß in strömen aus ihr, die kröten sprangen heran, weil sie etwas verlockendes witterten und bemächtigten sich dieser speise, die sie stärkte und ihnen schönheit gab. wie durch ein wunder verschwanden ihre warzen, die schleimige körperoberfläche verwandelte sich in samtene marmorierung.
adam zerstieß den körper des blondwesens, der aus allen öffnungen blutete und nur lust war, sich dem zerstörerischen rhythmus entgegenpreßte und nach mehr schrie, während seine steinerne hand die frucht tief in ihre kehle hinabschob. seine kontrolle hatte er schon vor längerer zeit hinter sich zurückgelassen, sie lag irgendwo in der feuchtigkeit des morgentaus und wartete auf einen neuen besitzer. sein becken war entfesselt und in raserei geraten, stach auf die blutende wunde ein und beglückte sie, verhalf ihr und sich zum erlebnis der ekstase, während sich die kröten über den heißen, roten saft stürzten und sich so zu einer neuen existenz verhalfen, prinzen wurden unter den niederen kreaturen, die ihrer erdmutter gehorsam dienten.
die explosion traf sie beide zur gleichen zeit. sein befruchtender saft vermischte sich mit dem ihren, nistete sich in ihrer fruchtkammer ein und ließ eine neue frucht entstehen, von der neun monate lang niemand essen durfte. aber danach. die kröten meldeten sich bereits an, ließen sich einen termin geben, um von der frischen frucht zu kosten, durch deren geschmack sie an dies ekstatische erlebnis erinnert würden, an dem sie ihre identität wechselten und einer transformation unterzogen wurden, die sie zwar nicht begriffen, aber demütig zur kenntnis nahmen.
evas körper hatte die farbe von alabaster, in ihrer kehle steckte eine frucht, einem apfel ähnlich, leben war aus ihr gewichen, blut stockte braunverkrustet an den innenflanken ihrer hauchzarten oberschenkel. adam lag ausgestreckt auf ihr, sein atem ging stoßweise, bildete einen weißen nebel vor seinen zerbissenen lippen, kälte schoß in seine wirbelsäule hoch, setzte sich in seinem nacken fest und ließ ihn erschauern. eine kröte sprang von seinem hintern, als er sich umdrehte und sich neben sie legte, seine geliebte. er streckte die arme und beine weit von sich, die eisige nässe lähmte seinen wuchtigen körper und er starrte in den himmel, der durch das dichte geäst des baums bedeckt war. wieder fiel eine reife frucht zu boden. er aß sie nicht. eine unzahl von erdkröten hatte ihn umringt und beobachtete ihn neugierig, verfolgte jede seiner bewegungen mit gespanntem interesse.
doch er tat nichts. regungslos verharrte er im durchnäßten gras und genoß das gefühl, wie sich die kälte mehr und mehr seines körpers bemächtigte, um den zustand der lähmung auf ewig in ihm einzufrieren.


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