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Mona M.

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Anonymes Selbstbildnis –
"ein unzeitgeistiges Tagebuch" –
assoziative Texte

1.

ich fand einen Traum
im Traum war alles rot
im Rot war alles tot
der Tod war rot
groß und blöd
blöd war der Traum
den ich fand

2.

ich werde ganz einfach ein Kleid tragen, eine kleine Handtasche, die ich hin und her schwinge mit Stöckelschuhen (das kleine Mädchen ist viel zu klein für die großen Schuhe –
das Kind in uns allen –
aber es könnte ganz anders sein –
würden wir die Erfahrung des "Getragen Sein" machen.)

im raum hin und hergehen
mich umschauen
ein tänzchen tanzen
wieder rausgehen
wieder reingehen
gegen die wand rennen
mit einem alten besen tanzen
an die wand klatschen
an der wand herunterrutschen
ein nachtlämpchen anknipsen und schreien
(ein alptraum unsere medien)
ein lied singen
verstummen –

ich werde mich drehen
wenn die trommeln erklingen

3. Die Tagesabläufe

27. Oktober
Bedeutsamkeiten – der Geschmack einer Mandarine in meinem Mund. Lächeln –
stillschweigend vor sich hingehen
in dem Gewühl der angesammelten Menschen.
Aufstehen, den Hebel der U-Bahn-Türe betätigen – Pfiff – ein Schlag, die Türen schließen sich mit einem Knall ...
zurückprallen in Erinnerungen.
Erfahrung des Gaumens, ich lasse eine Tafel Schokolade Stück für Stück genießerisch auf meiner Zunge zergehen.
Während des Vorwärtseilens überfällt mich eine gewaltige Sehnsucht, doch ich bleibe nicht stehen, presse die Hände fester in die Taschen meines Capes und stapfe weiter die Straße hinunter.

28. Oktober
Der Tag war zu kurz.
In meinem Kopf rumort etwas – vernetzt – der denkende Kopf sprengt die Kopfhaut ...
Die KOPFHAUT SPRENGT DER DENKENDE KOPF!

Es ist Vollmond, dementsprechend fühle ich mich. Ich beobachte in letzter Zeit, daß sich der Vollmond mir auf den Kopf schlägt.
Die Augen sind riesengroß ...
Die Augen sind auf gespenstische Art geweitet ...
Die Augen sind starr, fixieren ständig Punkte im Raum oder durchdringen die Luft, die Funktion des Gehirns verhält sich entgegen meiner Logik.
Meine Sprache stockt.
Ich bin wie unter dem Einfluß irgendeiner Droge – der Kreislauf ist schwach, das Gesicht bleich, die Reaktion verlangsamt, müde, fahrig, leicht aus der Ruhe zu bringen.
Gestern während des Tanzens das Gefühl, als müsse etwas absolut Wahnsinniges geschehen.

Der nahende Geburtstag beängstigt mich. Ich bin furchtbar erschrocken über die Tatsache, wie rasch die Zeit vergeht, ich bin inaktiv während ich mich abmühe, um zu überleben. Jedes Hinsetzen wird zum unglückseligen Warten oder Hoffen, darum stehe ich auf und laufe im Zimmer Kreise, oder laufe hin und her, oder auf und ab. Alle Zukunft, die mir überschaubar ist, reicht gerade bis zum nächsten Morgen.

29. Oktober
nach dem Fest bei Karina
Entsetzt geflohen, über die Sympathie der Menschen hinweg.
Die Verzweiflung schlägt mich, wir reagieren bedrückt auf unsere Lage (wieviele Künstler, das Geschlecht ungeachtet, sind in diesem Jahrhundert, an diesem Jahrhundert, verhungert, leiden die Not des Ruhms, der Anerkennung und des Brotes, von den vergangenen Zeiten in Jahrhunderten spreche ich hier nicht, wohl aber davon, daß Hunger in jeder Form, in jeder Zeit, weltweit noch immer ein Phänomen unserer Zeit ist.
(Anmerkung zu den Begriffen Anerkennung und Ruhm: ist die Freude des Menschen, dem das Werk des Künstlers zur Inspiration wird und diese Freude (Verstehen) an den Künstler zurückgibt)
Ich habe die Freiheit, zu tun, was ich will ... in diesem Fall verzichte ich auf die Freiheit ...
Kunst.
Ein Bericht aus jenseitigen Bereichen ... die großen Werke großer Künstler ... aber die Genies sind rar geworden ... oder sind noch keine Berühmtheiten.
Sogesehen hinkt die Zeit hinten nach. Große Werke werden erst durch die Zeit groß.
Was hilft da jeder Spiritualismus, wenn die Zeit das Maß der Dinge ist!

Kotzausdrücke mit Lachen aus vollem Herzen, dazwischen fühlen wir uns frei. Mir perlen die Tränen aus den Augen.
Soviel ist das manchmal, aber ich darf mich fragen und wer weiß wie wertvoll dieses Geschenk ist, ich jedenfalls nicht.

Die schönen blauen Augen verfolgen mich im Schlaf. Exzessiv drehe ich meine Schulter in die andere Richtung.
Wende.
Hippie!
Ende gut, alles gut, oder wie?

Pablo hängt die Bilder um – jetzt um Mitternacht.
Ich glaube, wir lieben uns jetzt sehr.
Quarzrosa, dieser kleine magische Stein lagert in einem kleinen Zimmer und verstrahlt die wundersame Kraft eines Liebesbündnisses.

30. Oktober
Durch das schrille Tönen des Telefons werde ich aus einem tiefen Schlaf gerissen.
Das Modell der Umkehrung, das Denken in Gegenteilen
z.B. statt dem Gedanken: es ist kalt – es ist warm
statt: ich bin satt – ich bin hungrig

so ist die Dualität immer bewußt gegenwärtig
diese Gehirnakrobatik hält wach und flexibel
Ich bin erstaunt über die vielen Möglichkeiten, die jeder von uns hat.

Der einzige Ort dieser Welt, der mich frei macht von Gedanken, ist das Bett. Und selbst im Bett nähern sich mir Gedanken in Form von Träumen. Die einzig großartige Idee der Menschen ist die Freiheit, die es ohnehin jeden Samstag abend zu kaufen gibt ... die obszöne Idee des TV.

Im Kopf
Bilder
Reminiszenzen ... Erinnerungen, die etwas für mich bedeuten ...
auf wen wartest du?
ich warte auf jolly joker ...
der harte businessman
das Schnipsen des Zeigefingers mit dem Daumen
Überschreitungen
Völle im Magen ... und der Traum

die wartende einsamkeit
Ein Film über Georg Trakl, typisch österreichisches Produkt ... was nun ... die Melancholie und der Künstler, der Tod und die Muse
Aids geht um die Welt, der Code einer moralisch verkommenen Menschheit, die Priester predigen wieder von der Kanzel – die Sehnsüchte in uns sind alle gleich ...
Sehr beeindruckt hat mich der Film über Marcel Proust ... in Paris, in Frankreich ...
und seit neusten Studentenunruhen ... Robert, wo bist du?
Die rigorosen Veränderungen im Leben eines Menschen ... es macht mich schier verzweifeln ... und dann wenn ich meinen Körper nicht mehr spüre vor Hunger nach Wahrheit und Freiheit
befällt mich ein Glaube an das Wort ... es muß doch alles gut werden
Trauer über das unausgelebte Wünschen, über das unfreiwillige Verzichten ... ein Müssen geht um die Welt ... ich werde ein Pamphlet verfassen ... um es kurz zu machen, ich werde nichts tun!

Das Schauen
Die Wahrnehmung durch das Schauen ... diese Optik verstellt mir die Sicht auf die Dinge ... die Dinge, die wesentlich wären ... eine Blume im Kornfeld, eine Schar Vögel ... ich weiß, dieser Romantizismus ist längst aus der Mode
aber es geht darum, neue Begriffe zu schaffen für das, was sich jetzt (zeitbezogen) ereignet. Eine Sprache ist schön, wenn sie aus dem Geist des Bauches entsteht, sich fortpflanzt in den Kopf, dem Sitz aller Dinge.

so wie unten so wie oben
sich etwas aus dem Herzen reißen
sich die Unaufrichtigkeit aus dem Leib reißen
ein Raunen geht durch die Welt
Wirbelsäulen bersten ... Nervenstränge ziehen
farbenprächtige Winterbilder ... Schnee in grau und grau ... und wieder grau ... ich sitze und schaue
der Prozeß des unfreiwilligen Sitzens und Nichtstuns. Es ist klug, eine Politik ohne Beteiligung,
denn eins kann mir niemand weismachen, daß Leben allein genüge, um Politik zu betreiben ... das ganze Existieren von Lebewesen ist Politik ... Politik = berechnendes, zielgerichtetes Vorgehen.
Ich beiße von meinem Kornweckerl ab.

Dort, wo der Himmel beginnt, beginnt die Hölle.
Man sagt von mir, ich sei zart, aber ich fühle mich dem nicht gewachsen.
Die Alltagsglut in Form eines vollen Magens und müder Augen.
Ich fröne der Wochenendvöllerei, das Flattern der Bilder ... Television
Endstation TV
Die Unzufriedenheit ist unzulänglich, weil sie launisch ist.
Frust als Kaprize.
Keine Genügsamkeit, ich bin enttäuscht und habe das Gefühl geistig zu verwahrlosen.

Eine Aufrichtigkeit im Schreiben finden, die weder aufdringlich, noch plump anbiedernd, noch mißverständlich ist.
Ich spüre das Unausgegorene an mir, die Reife, die mir noch bevorsteht.

Bin ich wie ein überladenes Schaufenster?
Mir ist übel, elend zumute, es ist, als würde sich mein ganzer Körperinnenraum zusammenziehen, sich in einem kontrahieren.

Es tut sich was im Verborgenen.

Das Stillhalten, während die Explosionen sich häufen, eine Motorik, die beinahe meine Grenzen sprengt.

Moira ist unausweichlich, das Schicksalhafte, dem ich so blind gegenüberstehe, das mich verzweifeln läßt, zuweilen, denn dazwischen muß ich lachen – lachen und mir den Bauch halten bei soviel Absurditäten, die im Leben passieren.

Das Wetter ist frühlingshaft, der Föhn, den dieser Winterfrühling mit sich bringt, stimmt mich launisch.

Sprache
Ich bin versucht, in den losen Raum hineinzubrüllen:
"Wer sagt mir was?"
"Was sagt mir der graubewölkte Himmel, wenn die Luft knapp wird?"

Ich trete zur Tür hinaus.
Glut.
Nein, ich wehre mich gegen dieses Gefühl, zu verbrennen, ohne dabei die Flammen zu sehen. Ich muß an Mars denken, an mythologische Schriften, an religiöse Aussagen, an den einen Satz, der über die reinigende Kraft des Feuers, über die Seele, die aufsteigt aus den Flammen in höhere Sphären, berichtet. Wie kläglich ist das Bild, welches ich mir dazu ausmale, ein kleines hüpfendes Ding, das den verwegenen Versuch unternimmt, in ein anderes, größeres Ding einzudringen.
Es ist wie ein Geschlechtsakt.

Eine Veränderung wünschen, während der Traum real wird. Hunger anders – nach Nahrung, die Zuflucht ist. Sich vollziehen.
Im Künstlerischen liegt die Tatsache, daß die Suche der Weg ist.
ANTWORT
Verantwortung übernehmen/bereichern/Bereiche, die fordern, fördern.
Der Gedanke: in Gegensätzen bewegen.

Bild zur Idee, als surreales Gleichnis:
Der hohle Kopf als Höhle, als Hölle der Leere – zumindest im Dasein existiert Realität.