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Asbest und Kaengurus

Vorwort

Auf einer einjährigen Reise durch Australien kamen mein Mann und ich 1993 eher zufällig nach Wittenoom. Es war ein Ort in einer der menschenleersten Gegenden im nördlichen, tropischen Westaustralien. Was wir dort antrafen, stellte uns vor ein Rätsel. In einem schachbrettartigen Strassennetz, angeschrieben mit Avenue und Street, standen verstreut nur wenige, zum Teil verlotterte Häuser. Das Hotel, wo wir absteigen wollten, war geschlossen, Türen und Fenster mit Brettern versperrt. Wir fanden schliesslich eine ziemlich heruntergekommene, private Unterkunft. Während des einwöchigen Aufenthaltes lernten wir einige der wenigen Einwohner kennen, unter ihnen Olga und Frank Soter. Von ihnen erfuhren wir die ganze Geschichte ihrer Stadt, die sie selber von Anfang an bis zum nahe bevorstehenden Ende miterlebt und mitgestaltet hatten: Wie wegen der reichen Asbestvorkommen in den Hamersley Ranges in den 1950er Jahren aus dem Nichts eine florierende, von frohem Leben erfüllte Bergbaustadt mit allen modernen Einrichtungen wie Schulen, Flugplatz, Spital, Kino, Einkaufsläden entstand und innerhalb einer Generation wieder aufgegeben werden musste und zerfiel. Nach mehreren Gesprächen und Recherchen und einem weiteren Besuch 1996 im nun fast ganz vom Erdboden verschwundenen Wittenoom hatte ich genügend Material, um eine lebensnahe Geschichte über das Leben einer europäischen Einwandererfamilie, die es nach Wittenoom verschlagen hatte, zu schreiben.

August 2002 — Yvonne Hauser