Abbruch
Die Sicherheit hing an
einem dünnen Faden. Die zwei grössten Bergbaugesellschaften, die
Western Mining und die Hamersley Iron, verlegten ihre Büros und Labors
in andere Bergbauzentren. Das bedeutete Niedergang, denn ihre Angestellten
und deren Familien zogen weg. Die Schule hatte nur noch wenige Kinder, der
grosse Laden verzeichnete Verluste, das Pub blieb halb leer.
Ob Wittenoom verantwortlich
gemacht wurde für die schlimmen Folgen der weltweiten, sorglosen Verwendung
von Asbest, oder aus was immer für Gründen, die Regierung fand es
plötzlich wieder an der Zeit, Massnahmen zu ergreifen, um die Bewohner
zum Wegzug zu bewegen. Sie unterbreitete den Zurückgebliebenen etwas
bessere Offerten für die Uebernahme der Immobilien.
Plötzlich ging alles
sehr schnell. Viele Einwohner nahmen die neuen Angebote der Behörden
an, verkauften ihr ihre Häuser und zogen innert weniger Wochen weg. Dazu
gehörten die Aborigines, die ein eigenes Camp ausserhalb der Hamersley
Berge aufbauten.
Die Regierung hatte es
eilig, alles, was sie zurück kaufen konnte, sofort abzureissen.
Steve wollte nicht verkaufen.
Als der Besitzer des einzigen Ladens seine Liegenschaft verkaufte, wäre
die Einkaufsgelegenheit für den täglichen Bedarf verschwunden. Das
durfte nicht sein, ohne Laden war eine Ortschaft nicht lebensfähig. Steve
griff zu, niemand konnte ihm verwehren, in dem ihm gehörenden Postgebäude
einen Laden einzurichten. Vor der Nase der Regierung, bevor sie das Ladengebäude
abriss, kaufte er das ganze Ladeninventar, natürlich zu günstigem
Preis wie immer, wenn er etwas Neues begann. Er traf gerade zwei Fliegen auf
einen Schlag: Erstens hatte er der Regierung ein Schnippchen geschlagen, die
den Bewohnern das Leben so weit zu erschweren versuchte, dass sie von selber
ihre Stadt aufgäben, und zweitens schuf er so eine Lebensgrundlage für
Nancy und ihr Kind denn Nancy war schwanger.
Sollte sich Liz da grämen,
dass alles rundum abgerissen wurde? Das Familienleben, der Alltag zählte,
und der war immer wieder erfreulich. Ihre Dienste als Großmutter würden
gefragt sein, denn jemand müsste sich doch mit dem Kind abgeben, wenn
dessen Mutter den Kaufladen führte.
Der Abbruch der Stadt
aber ging weiter, das Kino und der beliebte Kinogarten fielen, und die Abbruchmannschaft
machte sich bereits an die Tankstelle.
Halt! mit Schrecken sah
Liz, wie Steve mit der Mannschaft verhandelte. Die Männer kamen zum Laden,
gestikulierten und vermassen, Liz wurde nicht einmal mehr gefragt, ihr Einverständnis
wurde vorausgesetzt. Der Regierung ein Schnippchen zu schlagen war wieder
gelungen! Die zwei 18'000 Liter- und der 9'000 Litertank wurden nicht wie
vorgesehen zerstört, sondern vor und neben dem Laden neu eingegraben
und die Tanksäule am neuen Ort aufgebaut. Steve hatte die Abbruchleute
davon überzeugen können, dass nicht nur die wenigen übrig gebliebenen
Wittenoomer, sondern auch Touristen und auf der Hauptstrasse nach Tom Price
fahrende Geschäftsleute auf eine Tankstelle gerade hier angewiesen seien.
Kaufen Verkaufen
das ging auf verschlungenen Wegen, durch Regierungsstellen, die sich
widersprachen, die verhinderten oder zuliessen, verboten oder erlaubten. Nancy
und Dan konnten ohne Schwierigkeiten ein Haus erwerben und dort einziehen,
während ringsum alles abgerissen wurde. Was Wunder, dass man sich kaum
mehr um Weisungen und Drohungen der Regierung kümmerte.
Die Schule geschlossen,
der Sanitätsposten geschlossen diese Runde gewann die Regierung.
Auch mit der katholischen Kirche und dem convent würde sie leichtes
Spiel haben, es gab ja nicht mehr viele Katholiken. Der Bischof orientierte
Steve und Liz, weil sie schon beim Bau der Kirche mitgeholfen hatten. Er könne
den Unterhalt nicht mehr bezahlen, er müsse verkaufen, die Regierung
habe ihm ein Angebot unterbreitet, das er annehme, da sich kaum ein anderer
Käufer finden liesse. Innert drei Tagen fand Steve acht Partner. Gemeinsam
unterbreiteten sie dem Bischof eine leicht höhere Offerte als die Regierung,
und Kirche und convent blieben bestehen. Von wegen Unterhalt
seit Jahren war nichts mehr unterhalten worden, höchstens notdürftig
geflickt. Steve plante bereits, was man mit den Gebäuden alles machen
könnte. Manchmal wurde es Liz Angst, was er noch alles unternehmen wolle.
Aber vorläufig hatten sie ja jeden cent ausgegeben, da blieb kein Kapital
für weitere Abenteuer.
Nancy brachte ein gesundes
Mädchen zur Welt, und wie einst bei der Geburt von Charles wurde es als
ein gutes Omen dafür genommen, dass die auf unter hundert Einwohner zusammengeschrumpfte
Bevölkerung ihre Stadt nicht preisgeben würde.
Es dauerte Tage, bis
sich die Eltern des Neugeborenen auf einen Namen einigten. Vater Dan wollte
seine Tochter Wallandilly nennen, das hiess laufendes Wasser in der Sprache
der Aborigines, denn sie hatte ihn genässt, als er sie zum ersten
Mal in den Armen hielt. Ein passender Name in einem so trockenen Land wie
die Pilbara. Aber Nancy wollte nichts von einem so ausgefallenen Namen wissen,
und sie tauften das Mädchen Cathy.
Die Sorglosigkeit und
Zufriedenheit des Alltagslebens wurden immer wieder überschattet von
Hiobsbotschaften. Beide Brüder von Luigi, dem Italiener, der erst kurz
vor der Schliessung der Mine in Wittenoom angekommen war, waren schon vor
Jahren an Lungenkrebs gestorben, und nun hörte man, dass auch Luigi im
Spital sei, an Mesotheliom erkrankt. Die Guthries beklagten den Tod der Mutter,
die als junge Frau im Büro der Asbestmühle gearbeitet hatte. Es
gab kaum eine Familie der ehemaligen Wittenoomer, die von der Krankheit verschont
war. Bei Lungenkrebs konnte die Ursache nicht mit Sicherheit bei Asbestfasern
liegen, denn die Erkrankten waren meist auch mehr oder weniger starke Raucher.
Bei den Spätfolgen, dem Mesotheliom, war die Ursache unbestritten Asbest.
Es schien nun nicht mehr übertrieben, von Asbestumweltkatastrophe zu
reden. Aber mit dem heutigen Wittenoom sollte das nichts zu tun haben, fanden
dessen Einwohner immer noch, sagten sich Liz und Steve und blieben nach wie
vor fest entschlossen, hier zu bleiben.
Da kam von Grety Bericht,
dass Bill schwer erkrankt sei. Mesotheliom. Vor seiner Tätigkeit bei
der Western Mining hatte er im Büro der Asbestmühle gearbeitet.
Seither hatte er immer in Angst vor der Krankheit gelebt, schon vor Jahren
das Rauchen aufgegeben, sich immer wieder untersuchen lassen, sich durch Biopsien
bestätigen lassen, dass alles in Ordnung sei. Jetzt war er erkrankt,
und er und alle wussten, dass es hoffnungslos war. Liz reiste sofort nach
Kalgoorlie zu Tochter und Schwiegersohn, um ihnen beizustehen. Sie kümmerte
sich um die Enkelkinder, wenn sie von der Schule heimkamen und Grety noch
bei Bill im Spital war, tröstete sie, besorgte den Haushalt und half
wo sie konnte.
Nun war auch ihre Familie
nicht verschont geblieben. Steve hatte einst seine ganze Hoffnung auf Bill
als Mitarbeiter in seinem Geschäft gesetzt. Dass der junge Mann schliesslich
einen andern Weg gewählt hatte, nahm er ihm nicht übel. Vielleicht
war das damals weitsichtiger, hier in Wittenoom wäre es auf die Dauer
doch nichts für Bill gewesen, liess er Liz gegenüber verlauten.
Sie wusste nicht, wie das zu verstehen war. Kamen Steve Zweifel, die er jetzt
zum ersten Mal verschleiert äusserte? War der Augenblick gekommen, ihn
um die Aufgabe seines Kampfes gegen die Windmühlen des Staatsapparates
zu bitten? Immer wieder erfand die Regierung eine neue Schikane, um ihnen
das Leben so schwer zu machen, damit sie freiwillig wegziehen würden.
Nie gewährte man
sich die Zeit, etwas zu Ende zu denken. Schon begannen die Vorbereitungen
für die Pferderennen im August. Irina und Roberto, die in der Talsiedlung
hinten wohnten und dort als Abwart und Aufseher der Besitzungen von Hancock
angestellt waren, organisierten seit Jahren die Rennen, und Liz half eifrig
mit, obschon sie an den Rennen selber kein Interesse hatte. Es gab alle Hände
voll zu tun, Nancys Laden und das Fortescue Hotel und Pub würden der
Nachfrage nach Essen und Trinken kaum genügen. Da wurden Imbissstände
und ein ganzer Festbetrieb auf die Beine gestellt, nur mit guter Organisation
und dank der Mitarbeit vieler Auswärtiger konnte es klappen.
Es war ein Erfolg wie
immer, ein Grossanlass mit gewaltigem Publikumsandrang. Die Pilbara konnte
ohne Wittenoom gar nicht existieren, denn dort fand das einzige Pferderennen
statt, das einen Gewinn abwarf! Ueberall sonst rechneten die Veranstalter
mit roten Zahlen.
Die Begeisterung der
Besucher nützte nichts. Die Regierung verbot die Pferderennen in Wittenoom,
und es gelang ihr, das Fortescue Hotel und Pub zu kaufen. Niemand wollte dem
Wirt ein besseres Angebot unterbreiten, kein Nachfolger war in Sicht, nicht
einmal Steve und seine Aktionsgruppe konnten das berühmte Etablissement
retten.
Das Fortescue sollte
abgerissen werden, wie alles, was die Behörden hatten zurückkaufen
können. Das schönste Pub der Pilbara mit der hufeisenförmigen
Bar zerstören? Niemals! Hunderte kamen an die Demonstration! Hunderte
in einer Gegend, wo der nächste grössere Ort, Tom Price mit 3500
Einwohnern, 110 km entfernt war, konnte als eine Grossdemonstration gewertet
werden. Das Gebäude und die Moteleinheiten wurden zwar geschlossen, blieben
aber immerhin stehen zu einem späteren Zeitpunkt würde man
weiter sehen.
*
Wie seinerzeit seine
Schwestern feierte auch Charles seine Hochzeit in Wittenoom. Nach der Trauung
in der anglikanischen Kirche der Kirche seiner Braut fuhr die
festlich gekleidete Hochzeitsgesellschaft zum Fototermin an den Cathedral
Pool in die Schlucht. Ein paar deutsche Touristen, die sich in Badekleidern
am Wasser sonnten, zogen sich diskret zurück, um nicht zu stören,
während der Fotograf die Leute herum kommandierte und sie zu den üblichen
Kombinationen zusammen stellte: einmal die ganze Gesellschaft, dann das Brautpaar
allein, die Großmutter mit dem Säugling, der plötzlich zu schreien
begann, die vier Brautjungfern zuletzt winkte er die Fremden in den
Badekleidern heran. Sie sollten näher kommen, auch sie seien Teil der
Szene am Wasser.
Am folgenden Morgen kamen
die Touristen in Nancys Laden und erzählten begeistert von der Hochzeitsgesellschaft,
von der sie am Pool überrascht worden seien. Nancy lachte:
Haben Sie mich nicht
wieder erkannt? Ich war eine der Brautjungfern. Es war die Idee des Fotografen,
am Wasser zu fotografieren. Das bringe dem Brautpaar Glück in einem so
trockenen Land.
Wie Feen kamen die vier
Brautjungfern in ihren hellblauen Roben durch das Weglein vom Parkplatz her
geschritten. Es war wie in einem Märchen, schwärmten die Deutschen.
Ach, ein Märchen.
Es war die letzte Trauung in der anglikanischen Kirche. Nächste Woche
wird sie abgerissen.
*
Liz fühlte sich
wie in einer Sackgasse. Ohne Träume kann ein Mensch nicht leben, und
ihr Traum war ihr abhanden gekommen. Sie wünschte nicht mehr, in den
Süden zu ziehen. In einer grösseren Stadt, unter vielen Menschen,
in der Kälte im Süden, könnte sie sich gar nicht mehr einleben.
Hier, in der Pilbara, in der Einsamkeit, war ihre Heimat. Aber die Ungewissheit
um Wittenoom begann ihr zuzusetzen. Hatten sie sich in ihrem immer wieder
aufkeimenden Optimismus verrannt? Ständig bildete die Regierung neue
Kommissionen, um die gegenwärtige Gesundheitsgefährdung zu untersuchen
und zu beweisen, und ganz offensichtlich gelang der Beweis nicht, sonst hätte
sie rücksichtslos das ganze Gebiet sperren und als verbotene Zone erklären
können, so wie es bei den radioaktiv verseuchten Gebieten auf den Montebello
Inseln der Fall war.
Liz musste Abstand gewinnen
von den Problemen. Sie grübelte zu viel und war zu oft missmutig und
ungeduldig. Sie dachte an eine dritte Europareise, im Juni und Juli, dem europäischen
Sommer. Steve wollte auch jetzt nicht mitkommen. Er war der Auffassung, wenn
er länger als zwei, drei Wochen wegbliebe, so ginge hier alles drunter
und drüber, niemand könnte ihn in seinen vielen Aemtern und Verpflichtungen
vertreten.
Da fahre ich allein.
Ich halte das Hin und Her, die Unentschlossenheit, ob man hier wegziehen oder
doch fest bleiben soll, nicht mehr aus.
Was heisst, 'Unentschlossenheit'?
Wir bleiben hier, niemand kann es uns verwehren.
Ja, ich weiss. Aber
manchmal kommen mir Zweifel, ob es vernünftig ist.
Vernünftig, sagst
du? Es handelt sich gar nicht um Vernunft, sondern um unser Recht, das weisst
du. Du willst doch nicht etwa klein beigeben?
Nein, ich will nicht
wirklich weg. Nur manchmal verleidet es mir, beschwichtigte Liz schnell.
Er konnte es nicht leiden, wenn sie Zweifel äusserte. Es ging nicht um
Vernunft eher um Sturheit, aber das konnte sie ihm nicht sagen, da
wäre gleich das Feuer im Dach. Sie müsste ihn aufs Bestimmteste
bitten, in den Süden zu ziehen. Da würde er mit sich reden lassen.
Blosse Andeutungen brachten ihn auf.
Die Reise war schnell
geplant, Liz liess sich von möglichen Bedenken nicht irreführen.
Es wurde eine Weltreise, zuerst über Amerika zu einem Besuch bei der
Familie der ältesten Tochter Ros und dem erst zwei Monate alten Enkel,
dann erst nach Europa.
*
Das Ländle war
nicht die heile Welt ihrer Erinnerungen. Der wirtschaftliche Aufschwunng hatte
vermehrte Hektik gebracht, und die Umweltprobleme gaben zu reden. Die Talschaft
kämpfte gegen ein Atomkraftwerk. In Australien gab es bis jetzt keine
Atomkraftwerke aber Uran wurde abgebaut und exportiert. Würde
man dereinst die Orte, wo Uran abgebaut wurde, dafür verantwortlich machen,
wenn Gegenden in der weiten Welt draussen radioaktiv verstrahlt waren und
die Menschen davon krank wurden? Liz erinnerte sich an die Atombombenversuche
auf den Montebello Inseln in den fünfziger Jahren. Es war immer noch
verboten, die Inselgruppe zu betreten. Die damalige Genugtuung über die
Versuche konnte niemand mehr verstehen.
Dem Asbestproblem, das
ihr Leben in Australien dominierte, begegnete sie auch in Europa. Die Probleme
in dem kleinen Wittenoom waren unbedeutend verglichen mit den gigantischen
Folgen unbedenklicher Verwendung von Asbest in allen Lebensbereichen. Insofern
war es nicht erstaunlich, dass die westaustralische Regierung Wittenoom verschwinden
lassen wollte, um die Erinnerung an den Herkunftsort des gefährlichen
Stoffes auszulöschen, obschon man kaum dessen heutige Bewohner für
die weltweite Katastrophe verantwortlich machen konnte.
Bei der Abreise bemerkte
Liz zu ihrer jüngsten Schwester, der sie sich am meisten verbunden fühlte
und der sie im Laufe der Jahre auch die meisten Briefe schrieb, es sei ein
Abschied für immer von Elternhaus und Vorarlberg. Sie sei zu alt, um
noch einmal so weit zu reisen.
Sie freute sich, trotz
Abschiedstränen, auf ihr eigenes schönes Häusle, denn es
war kein Abschied von den Menschen in der alten Heimat gewesen: Geschwister,
Freunde, Nichten und Neffen kamen nach Australien in die Ferien. Flugreisen
wurden immer billiger, und die Fahrt von Perth nach Wittenoom war keine abenteuerliche
Strapaze mehr. Die Küstenstrasse, die Nationalstrasse No.1 war asphaltiert,
und die direkteste Verbindung von Perth mit dem Norden war eine total neu
gebaute Strasse, der Great Northern Highway im Landesinnern, über
Mt.Magnet Meekatharra nach Port Hedland. Von der Abzweigung beim neuen
Auski Roadhouse waren es nur 42 km bis Wittenoom, und davon war fast die Hälfte
asphaltiert. Man brauchte keinen Vierradantrieb mehr, konnte mit einem Mietwagen
Wittenoom erreichen. Auf der guten Flugpiste landeten betuchte Touristen mit
Privatflugzeug und natürlich die fliegenden Aerzte, die regelmässig
alle zwei Wochen nach ihren Patienten sahen, seit Spital und Sanitätsposten
aufgehoben waren. Trotz der gegenüber früher verbesserten Verkehrslage
war es sehr still in Wittenoom. Wer die Ruhe suchte, fand es paradiesisch.
Liz gewann ihre gewohnte
Fröhlichkeit immer wieder. Die Schikanen der Regierung, die ganze Unsicherheit
um Wittenoom beherrschten nicht das Alltagsleben. Die Großmutterfreuden überwogen
bei weitem die Sorgen, bedeuteten Lebensqualität. Cathy verbrachte jeden
Tag viele Stunden bei Großmutter Liz, die mit ihr spielte und auch ein wenig
herum alberte, um ihr die fehlenden Spielkamerädlein zu ersetzen. Natürlich
spielte Cathy gelegentlich mit Touristenkindern und mit den Cousinen und Cousins,
die in die Ferien kamen. Aber sie alle waren nicht lange genug da, als dass
sich feste Kinderfreundschaften hätten entwickeln können, und dass
sie gelernt hätte, sich in die Hackordnung einer Kindergruppe einzufügen.
Etwas, das Liz stets
wichtig gewesen war, liess sich besser durchsetzen als je zuvor: Es war kein
Problem, Cathy von unerwünschten Einflüssen abzuschirmen. Schon
bald würde sie dem Schulunterricht an der School of the Air folgen.
Während den Unterrichtsstunden vor dem Radioapparat war in den ersten
Jahren die Aufsicht einer erwachsenen Person unerlässlich. Das hiess,
dass die Familie Kontrolle über alles, was dem Kind begegnete, haben
würde und es vor der Schlechtigkeit der Welt, vor Laster und Gewalt,
bewahren konnte. Nach wie vor bot das Leben in Wittenoom unbestreitbare Vorteile.
Unter der Sommerhitze
litt Liz immer noch, aber sie wusste sich darüber hinweg zu trösten.
Auf die Beschreibung eines Winterurlaubes ihrer Schwester antwortete sie:
Dein Brief war wie ein
frischer Wind an diesem heissen Tag. Wieder 42°C, wie ein Hauch aus der
Hölle. Wenn es heisst 'Nach dem Rege schiint d'Sunne,' so ist es natürlich
auch umgekehrt. Das Häusle ist gut geschützt gegen die Hitze, mit
zusätzlichem Schattendach und schönem Gebüsch....
Asbest
und KÄngurus | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19